Vor Ort

Weichen und Kreuzungen

Doppelte Kreuzungsweichen.jpg
Lesedauer: 5 Minuten

Ein Fall für die RSV

Der erste mobile Weichenservice wurde 1992 vom Weichenhersteller Vossloh Laeis etabliert. Die Gründer von damals sind heute bei der Rhomberg Sersa Vossloh GmbH (RSV) tätig.

 

Die fachgerechte Weicheninstandhaltung erfordert ein Spezialwissen, für das es außerhalb des Regelwerks der Staatsbahnen kaum Literatur gibt. Mit Gründung der BahnWege-Seminare® im Jahr 1994 wurde die Weichentechnik einem breiten Publikum zugänglich gemacht, und zwar mit Hilfe von Spezialisten wie Günter Welz, die sowohl die Fabrikation als auch die Instandhaltung beherrschen. 

 

Für die heutige Rhomberg Sersa Vossloh GmbH gehört die spezialisierte Weicheninstandsetzung zu den Kernaufgaben. Mit Zweierteams aus Mechaniker und Elektriker ist das Unternehmen in der Lage, sämtliche Arbeiten an Weichen auszuführen. Diese ganzheitliche Instandhaltung aus einer Hand minimiert Schnittstellen und Wartezeiten, da unabhängig von anderen Gewerken gearbeitet werden kann. 

 

Eine Sonderstellung nehmen komplexe und komplizierte Weichenanlagen ein, zu denen unter anderem Kreuzungsweichen zählen (siehe Absatz „Doppelte Kreuzungsweichen“). Das Wissen hierüber gleicht einer Art von Geheimwissenschaft. Ein aktueller Bedarf entstand auf einer Baustelle am Bodensee.

Weichenumbau DB Bahnhof Lindau-Reutin

Probleme bereitete im November 2019 eine von Rhomberg Gleisbau / Bahnbau Wels eingebaute doppelte Kreuzungsweiche in Lindau. Für fünf der insgesamt acht Weichenzungen konnte keine sichere Endlage an die Backenschienen und Stützknaggen hergestellt werden, da die Zungen eine hohe Restspannung aufwiesen. Aufgrund der daraus resultierenden Spurverengungen war an eine Abnahme und Betriebsfreigabe nicht zu denken. 

 

Die RSV wurde um rasche Unterstützung gebeten: Unser Weichenfachmann Günter Welz, der über eine mehr als 40-jährige Erfahrung in der Fertigung und Instandhaltung von Weichen verfügt, begab sich so schnell wie möglich vor Ort. Seine Analyse brachte die Ursachen ans Licht und ermöglichte eine zielgerichtete Korrektur der doppelten Kreuzungsweiche (DKW) mit außenliegenden Zungen. Eine Weichenform, die man nicht alle Tage sieht. 

 

Auf Anregung von Welz wurden drei der kurzen Zungen dieser DKW mechanisch getrennt und anschließend so fixiert, dass sie korrekt an den Backenschienen und Zungenstützen anlagen. Mit einer Fülldrahtschweißung wurden die Zungen wieder mit den anschließenden Fahrschienen verbunden. Nun ließen sich die wieder eingebauten Zungen spannungsfrei hydraulisch richten. Günter Welz konnte die beiden übrigen Problemzungen ohne Auftrennen der Schweißstöße richten und die fehlerhaften Futterstücke und Stützknaggen schleiftechnisch korrigieren, sodass die Zungenabstützung an den Backenschienen und die Spurweiten dauerhaft korrigiert waren. 

 

Durch die RSV-Expertise führten die Wahl und Ausführung der Maßnahmen sofort zum Erfolg. Die besondere Vorgehensweise sorgte für ein reges Interesse auch seitens des Auftraggebers Deutsche Bahn AG, der bereits mit der Notwendigkeit des Austauschs der fehlerhaften Komponenten gerechnet hatte, was hinsichtlich Kosten und Verfügbarkeit einen enormen wirtschaftlichen Schaden bedeutet hätte.

Doppelte Kreuzungsweichen

Kreuzungsweichen sind eine Kombination aus Kreuzung und Weiche. Im Gegensatz zur einfachen Kreuzung ist es möglich, vom kreuzenden ins gekreuzte Gleis zu wechseln. Ist dies nur auf einer Seite möglich, so spricht man von einer einfachen Kreuzungsweiche. Ist der Wechsel beidseitig möglich, handelt es sich um eine doppelte Kreuzungsweiche. Sowohl bei einfachen wie auch bei doppelten Kreuzungsweichen findet man die Zungen innerhalb des Kreuzungsvierecks oder nicht.

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