Zehntausende Kilometer Gleis sollen künftig autonom erfasst werden.
Rhomberg Sersa entwickelt derzeit ein Bodenradarsystem (Ground Penetrating Radar, GPR), das künftig autonom betrieben wird und Daten selbstständig erfasst.
Das Team von Rhomberg Sersa in Nordamerika führt seit 2008 GPR-Messungen durch und sammelt aktuell pro Jahr Daten über rund 160 000 Kilometer Gleis. Diese Daten dienen unter anderem der Planung von Schotterbettreinigungen. Und auch die Federal Railroad Administration (FRA) nutzt die Daten, um Sicherheitswarnungen für Gleisabschnitte mit potenziellen Gefährdungen auszugeben.
Nun hat Rhomberg Sersa – in Zusammenarbeit mit dem Partnerunternehmen Zetica Rail – den ersten Schritt zu einem vollständig autonomen GPR-System realisiert, das jährlich Daten über zehntausende Kilometer Gleis erfassen und verarbeiten wird.
„Aktuell entwickeln wir das System für die Canadian National Railways“, erklärt Pete Goff, Technical Operations Manager bei Rhomberg Sersa North America. „Ziel ist ein Inspektionssystem, das sich eigenständig hochfahren, autonom betreiben und zustandsbasierte Gleiskennzahlen sowie Sicherheitsberichte an definierte Stellen zur Überprüfung und für weitere Ma ssnahmen übermitteln kann. Das System ist au sserdem so konzipiert, dass es mit weiteren an Bord befindlichen Inspektionssystemen wie Spurgeometrie, visueller Kontrolle oder der Erfassung vertikaler Gleisinteraktionen interagieren kann. Sobald eines dieser Systeme einen Grenzwert überschreitet, wird ein ‚Trigger ‘ ausgelöst und ein umfassender Bericht zur Zustandsbewertung inklusive Fehleranalyse und Ursachenbeschreibung erstellt.“
Der „Trigger“ kann so konfiguriert werden, dass er gezielt nach Veränderungen an bekannten Problemstellen sucht oder regelmä ssig bestimmte Streckenabschnitte überprüft.
Die Inbetriebnahme und der Live-Test des Systems konnten im Sommer 2025 abgeschlossen werden. Bereits im ersten Einsatzjahr wird das System zehntausende Kilometer Strecke untersuchen und sicherheitsrelevante Berichte auf Basis der Trigger-Daten erstellen. Zusätzlich werden 3 200 Kilometer erfasster Daten im Backoffice weiterverarbeitet – zur Unterstützung der Instandhaltungsplanung und zur Ableitung strategischer Investitionsentscheidungen. Au sserdem entsteht so eine Datengrundlage für wichtige Korridore, um Veränderungen und Abnutzungsraten dokumentieren zu können. Im zweiten Jahr wird der Umfang der Datenverarbeitung auf 8 000 Kilometer erhöht und im dritten Jahr soll das System vollständig autonom arbeiten – mit 24-Stunden-Betrieb und automatisierter Berichterstattung.
„Diese Art von Daten ist extrem wertvoll“, so Pete Goff. „Einige unserer Kunden planen Schotterarbeiten ausschlie sslich auf Grundlage der GPR-Daten. Derzeit sammeln wir mehr Daten, als wir verarbeiten können, aber wir holen kontinuierlich auf.“
Und auch das Team in Irland nutzt GPR-Technologie. Nach erfolgreicher Teilnahme an einer Ausschreibung führte Rhomberg Sersa gemeinsam mit Zetica eine flächendeckende GPR-Vermessung des irischen Bahnnetzes für den Kunden Iarnród Éireann – Irish Rail (IÉ) durch.
Diese nationale Erhebung ist Teil der kontinuierlichen Instandhaltungsstrategie von Iarnród Éireann und Ausdruck des zunehmenden Einsatzes technologischer Lösungen zur Qualitätssteigerung. Die GPR-Erhebung wurde Ende 2024 durchgeführt und lieferte ein detailliertes Bild über den strukturellen Zustand des Gleisunterbaus. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für die zukünftige Instandhaltungsplanung des nationalen Bahnbetreibers.