Aus dem Unternehmen

Von Australien bis Kanada

Rhomberg Sersa Nordamerika.jpg
Lesedauer: 3 Minuten

Ein sehr persönlicher Blick auf die Rhomberg Sersa Rail Group

Michael Match war Managing Director für die Rhomberg Sersa Rail Group in Australien, inzwischen ist er in gleicher Funktion für die Gruppe in Nordamerika tätig.  

 

Damit kennt der gebürtige Kanadier in räumlicher Hinsicht die gesamte, weltweit agierende Bahntechnikgruppe. Und kann dadurch ein schönes Bild zeichnen von der Kraft der Zusammenarbeit in der Rhomberg Sersa Rail Group und wie diese Kollaboration Nutzen für die Bahnkunden rund um den Globus bringt. 

 

“Auch wenn wir dieses Jahr den bereits 10. Jahrestag des erfolgreichen Zusammenschlusses der beiden Unternehmen Sersa und Rhomberg Rail feiern, hat meine persönliche Reise schon früher begonnen. Der Merger hat den Kreis geschlossen und zeigt, wie international und vielfältig die beiden Unternehmen zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses waren und wie sich diese Eigenschaften durch die Schaffung einer beeindruckenden internationalen Gruppe weiterentwickelt haben. 

 

Ich wurde in den 1960er Jahren als erste Generation von Kanadiern in Kingston, Ontario, Kanada, geboren. Meine Eltern immigrierten 1957 von Großbritannien nach Kanada und ich war das jüngste von fünf Kindern. Meine Mutter war ein englisches Landsmädchen und lernte meinen Vater kennen, als er nach dem Krieg als Displaced Person nach Großbritannien kam. Mein Vater stammte ursprünglich aus Wien und war der Sohn eines Elektroingenieurs, der an der Elektrifizierung der Wiener Bahn beteiligt gewesen war. Er ließ sich in Kanada zum Lehrer ausbilden und als ich 7 Jahre alt war, zog unsere Familie in eine kleine Stadt namens Brockville. Ich ging dort bis zur Sekundarstufe zur Schule und konnte es kaum erwarten, aus diesem Ort herauszukommen und die große Welt zu sehen. 

 

Mit 17 Jahren zog ich also in den Westen, wie es die Kanadier damals machten, in das wärmere (aber immer regnerische) Vancouver. Ich studierte Biowissenschaften an einem technischen Institut und nach meinem Abschluss beschloss ich erstmals nicht weiter zu studieren, sondern durch die Welt zu reisen, und das Studium nach einem Jahr des Reisens fortzusetzen. Ich erhielt ein Working Holiday Visum und reiste 1981 nach Australien. Nach weiteren Reisen kehrte ich 1983 endgültig nach Australien zurück, wo ich mir, frisch verheiratet, mein Leben aufbauen wollte. Im Laufe der Jahre kehrte ich nach Brockville zurück, um mich um den Nachlass meiner Eltern zu kümmern und ihr Ableben zu verarbeiten. Mit jedem Besuch erkannte ich mehr und mehr, warum Brockville aufgrund seiner Geschichte, der freundlichen und offenen Menschen und der Schönheit der 1000-Inseln Region, in der es liegt, gar nicht so schlecht (sprich: langweilig) war wie in meiner Highschool-Zeit. Es schien ja wirklich ein schöner Ort zum Leben zu sein.  

 

Ich habe in Australien keine wissenschaftliche Berufslaufbahn eingeschlagen, da dies ein umfangreicheres Studium erfordert hätte und arbeitete in verschiedenen Managementpositionen, die sich bis hin zu Unternehmensfunktionen entwickelten. Schließlich übernahm ich weitere Positionen im technischen Dienstleistungssektor und kam in den späten 1980er Jahren zur Bahn, immer als Dienstleister. Die Bahn war nicht länger ein Werkzeug der Regierung. Wenn Wahlen anstanden, konnte die Regierung in Sydney buchstäblich wiedergewählt oder aus dem Amt gejagt werden, je nachdem, ob die Züge pünktlich fuhren. Die Gewerkschaften und die Regierungspolitik führten zu großen Ineffizienzen bei der Geschäftsentwicklung. 

 

Mit den Veränderungen und Möglichkeiten, die sich in den späten 1990er Jahren ergaben, wurden die Eisenbahnen korporatisiert und zu mehr Effizienz gezwungen. Dies hatte zur Folge, dass viele australische und ausländische Unternehmen in den Bereich der Eisenbahninstandhaltung einstiegen. Ich entwickelte ein Tiefbauunternehmen für den Schienenverkehr, das sich auf Schienenstrukturen konzentrierte. Wir realisierten die Eisenbahnbrücke im Netz von Sydney und entwickelten schnell eines der angesehensten Bahndienstleistungsunternehmen im Bundesstaat. Ich war immer schon ein Netzwerker und suchte nach Möglichkeiten, mit gleichgesinnten Unternehmen zusammenzuarbeiten, um bessere Ergebnisse für unsere Bahnkunden zu erzielen. Durch dieses Networking fand ich mich eines Tages im Jahr 2008 auf einer Baustellenbesprechung für die Erneuerung einer Eisenbahnbrücke in einem Vorort von Sydney wieder, wo mir ein junger (jedenfalls jünger als jetzt) Richard Morgan erzählte, wie er zu Track Australia (dem Unternehmen, das später zu Rhomberg Rail Australia wurde) gekommen war und dass ich mich ihm dort anschließen sollte. Richard und ich hatten zuvor schon bei einigen Ausschreibungen zusammengearbeitet, und ich kannte seinen Ruf als einer der besten Gleisbauingenieure überhaupt und so war die Entscheidung, bei ihm einzusteigen, ziemlich schnell gefallen. 

 

Ein wenig Hintergrundinformation: Ich hatte mich bereits mit dem jungen (jedenfalls jünger als jetzt) Garry Thuer zusammengesetzt und Hubert Rhomberg besucht, um zu eruieren, wie unsere Unternehmen in diesem Sektor zusammenarbeiten könnten. Daher war es wahrscheinlich keine völlige Überraschung, als Garry dem Team in Österreich mitteilte, dass er mich in sein Team für die Geschäftsentwicklung aufnehmen wollte. Die größere Überraschung war vielleicht, dass das Gleisbauteam, das ich im Unternehmen rekrutiert und aufgebaut hatte, ankündigte, dass sie auch mitkommen würden, wenn ich zu Track Australia ginge. So musste Garry als Leiter einer Gleisinstandhaltungs- und Projektorganisation mit einem Umsatz von etwa 15 Mio. $ die Leute in Österreich schnell davon überzeugen, dass es für ein so junges und bereits durch Wachstum strapaziertes Unternehmen machbar war, nicht nur mich, sondern eine ganze Strukturabteilung mit einem Umsatz von 10 Mio. $ aufzunehmen. 

 

Wir alle innerhalb der Rhomberg Sersa Rail Group wissen, dass unsere private Eigentümerstruktur eines der zentralen Elemente auf dem Weg zu unserer besten Arbeit und zu einem innovativen und dynamischen Wachstum ist. In unserem Fall konnten Walter Heinz und Hubert Rhomberg sofort die Entscheidung zur Übernahme treffen. Damit hatten wir nicht nur ein größeres Unternehmen in Australien, sondern auch ein breiter gefächertes Dienstleistungsangebot, das in die Fußstapfen von Track Australia tritt, das sich auf Spitzenleistungen und den "Best-in-Business"-Ansatz konzentriert.  

 

Richard wird sicher noch mehr von unserer langjährigen Reise nach Australien erzählen, die ihn und sein Team dorthin gebracht hat, wo sie heute stehen. Es gab viel Freude und Spaß, viele Höhen und Tiefen, viel Stress mitten in der Nacht, aber ich möchte keine Minute davon missen. Wir haben alle an einem Strang gezogen, um ein Unternehmen zu schaffen, das auf dem einzigartigen Rhomberg-Weg zum Erfolg führt. Mir war von Anfang an klar, dass ich Brücken zu den Konzernbetrieben in Europa schlagen musste und reiste daher oft dorthin, um Verständnis und Freundschaften über Grenzen und Sprachen hinweg aufzubauen. 

 

Zum Zeitpunkt des Mergers mit der Sersa 2012 überlegte einer unserer wichtigsten australischen Bahnkunden, wie wir ihn mit unserem internationalen Know-how unterstützen könnten, um eine Abbrennstumpfschweißanlage der Spitzenklasse zu liefern. Hannes Mathias übernahm die technische Analyse und prüfte, ob wir in diesem Bereich ein Geschäftsfeld aufbauen könnten, und die Sersa verfügte zufällig über eine Abbrennstumpfschweißmaschine, die sie in ihr kanadisches Unternehmen verlegt hatten und die zur Verfügung stehen würde. Hannes organisierte einige unserer Maschinisten, um die Maschine zu besichtigen, und traf sie vor Ort. Also die Schweißmaschine haben wir nie mitgenommen, aber als ich fragte, wo sie sie anschauen könnten, meinten sie "an einem Ort, der mit einem B beginnt". Nicht Brockville, sagte ich, aber natürlich war es so. Von allen Orten auf der Welt, an denen Sersa ein Bahnunternehmen hätte kaufen können, hatten sie eines dort, wo ich aufgewachsen bin - eine halbe Weltreise von unserem Wohnort in Australien entfernt. 

 

Doch wie kam es dazu, dass ich in Kanada gelandet bin und nun ein nordamerikanisches Unternehmen führe, das denselben Wachstumspfad einschlägt? In 2016 hatte sich mein Privatleben erheblich verändert, ich war in zweiter Ehe verheiratet und hatte zwei kleine Söhne. In der Zwischenzeit war meine Rolle bei der Unterstützung des australischen Teams an einem Punkt angelangt, an dem ich wusste, dass es für Richard und sein Team an der Zeit war, das Unternehmen auf eine neue Ebene zu bringen.  Die Gelegenheit für mich, meine neue Familie wo ich herkomme leben und verstehen zu lassen. Die Herausforderung, ein neues Unternehmen in einem so großen Markt zu entwickeln und aufzubauen. Der Zusammenschluss von Sersa und Rhomberg eröffnete mir eine Chance, die anderswo nicht denkbar gewesen wäre. 

 

Natürlich geht die Reise weiter, während wir unser Unternehmen in Nordamerika ausbauen. Weitere Erfolge und Misserfolge, harte Arbeit und gute Freundschaften mit Eisenbahnern in einem riesigen Eisenbahnmarkt sind entstanden. Jetzt haben wir die volle und aktive Unterstützung von Freunden, die wir seit vielen Jahren auf der ganzen Welt kennen und mit denen wir zusammenarbeiten. Ich freue mich sehr darüber, dass das erfolgreiche Fundament und die Kultur in Nordamerika wie neue Samen im Frühling wachsen, und ich fühle mich von all meinen internationalen Kollegen bestärkt. Ich bin stolz darauf, der erste Rhomberg Manager zu sein, der ein 'Sersa'-Unternehmen leitet und sehe, wie meine Familie mit einer wahrhaft internationalen Erfahrung und einem Weltverständnis aufwächst. 

 

Ich habe die Welt nicht nur von einem Reisebus aus gesehen, sondern an der Seite von Kolleg:innen, die auf Bahnbaustellen in der ganzen Welt (und oft mitten in der Nacht) ihre eigenen Welten mit mir teilen. Wenn wir zusammen reisen, uns gegenseitig herausfordern und unterstützen, sollten wir nie vergessen, wie glücklich wir uns schätzen können, nicht für ein Unternehmen zu arbeiten, das nur von kurzfristigen Gewinnkalkulationen getrieben wird. Wir können zusammenarbeiten, um bessere Ergebnisse für unsere Kunden zu erzielen. Wenn wir Probleme oder Herausforderungen haben, können wir uns auf eine ganze Welt von gleichgesinnten Fachleuten aus der Bahnbranche stützen, die uns unterstützen, und auf Eigentümer, denen die Bahn "im Blut liegt". 

 

Ich bin zuversichtlich, dass wir alle in der RSRG die engagiertesten und besten Eisenbahnexperten der Welt werden, wenn wir die Kraft und die Stärke nutzen, die diese beiden großartigen Unternehmen aufgebaut haben und dann als Einheit noch stärker werden. Viele von euch kennen eines meiner Mottos: In unseren eigenen Märkten haben wir immer die Chance und versuchen, die „Besten im Geschäft" zu sein, aber in der Rhomberg Sersa Rail Group bekommen wir eine noch größere Chance, wir können immer versuchen, die „Besten in der Welt" zu sein. Ich kenne viele ähnliche Geschichten wie meine, in denen die Welt durch unsere einzigartige Bahnfamilie ein kleinerer Ort geworden ist, und ich freue mich auf die Gelegenheit, mit euch allen in den kommenden Jahren zusammenzuarbeiten. Oh, und natürlich freue ich mich auf mehr harte Arbeit und Spaß.” 

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