Vor Ort

Die Geschwindigkeit im Projekt ist enorm

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Warum die Deutsche Bahn beim „Neuen Werk Cottbus“ erstmals auf das innovative „Partnerschaftsmodell Schiene“ setzt

In Cottbus entsteht aktuell ein besonderes Projekt: Erstmals setzt die Deutsche Bahn als Auftraggeberin bei einem ihrer Infrastruktur-Grossprojekte auf das völlig neuartige Allianzmodell - mit der Rhomberg Sersa Rail Group als Premierenpartner! Worum es sich dabei genau handelt, wie es funktioniert und, ob es auch tatsächlich erfolgreich ist, wollte "Keep Track" herausfinden. Und hat sich dazu mit Vertreter:innen der Bauherrin sowie der Allianzpartner:innen unterhalten.

Frau Henning, warum hat sich die DB beim NWC für das innovative Partnerschaftsmodell entschieden?

Hennig Das „Neue Werk Cottbus“ hat ein sehr grosses Projektvolumen und eine wirklich ambitionierte Zeitschiene. Um das erfolgreich bewältigen zu können, wollten und mussten wir neue Wege gehen. Und da ist es ein grosser Vorteil, dass bereits in der Planungsphase alle ausführenden Unternehmen und vor allem das Know-how der Beteiligten mit an Bord sind. So erreichen wir die Ziele, schaffen sogar noch eine höhere Qualität sowie bessere Termintreue und Kostensicherheit. Auch die klassische Problematik von Nachträgen sowie ungeplanten Kostenentwicklungen zum Ende eines Projekts gehören der Vergangenheit an.

Sehen die Allianzpartner:innen das auch so?

Henneberger Mit dieser Projektform ist es möglich, Projekte in dieser Grössenordnung deutlich schneller voranzutreiben als in den konventionellen Vertragsmodellen. Allein der Baufortschritt spricht für sich. Die Geschwindigkeit im Projekt ist enorm. Das ist ein grosser Erfolg für alle Beteiligten.

 

Benker Man spürt insbesondere bei der Zusammenarbeit auf der Baustelle den positiven Effekt des Modells. Da klappt der Allianzgedanke bereits sehr gut. Alle arbeiten möglichst unkompliziert und partnerschaftlich zusammen, um gemeinsam den Projekterfolg zu erreichen.

 

Scheidl Aus Planersicht liegt der grosse Vorteil in der kontinuierlichen Bearbeitung der Entwurfs-, Genehmigungs- und Ausführungsplanung. Normalerweise werden die unterschiedlichen Leistungsphasen nacheinander und teilweise auch von verschiedenen Büros geplant, jetzt liegt das in einer Hand, geht ineinander über und bringt so immense Zeitvorteile. Nur als Beispiel: Für die kleinere der beiden Instandhaltungshallen haben sich die Bauplaner:innen im Februar 2022 erstmals zusammengefunden und bereits vier Monate später wurde mit dem Bau begonnen. Die Entwurfs- und Genehmigungsplanung für die grössere Halle und die Aussenanlagen startete ebenfalls im Februar 2022 und der Bau soll im Jänner 2024 losgehen. Das sagt schon viel

Was lief besonders gut? Wo gibt es noch Potenzial?

Hennig Die Stärke des Modells hat sich vor allem in den Krisen und der schwierigen weltpolitischen Situation der jüngsten Vergangenheit gezeigt. Obwohl die Entwicklungen vollkommen unvorhersehbar waren, sind wir nicht in Liefer- oder Materialengpässe geraten. Das ist sicherlich nur gelungen, weil sich alle Partner:innen mit ihren jeweiligen Stärken und Möglichkeiten auf das gemeinsame Ziel eingestellt haben.

Henneberger Verbesserungspotenzial sehen wir, wie in jedem grossen Unternehmen, in der Kommunikation und Effizienz. Bei dieser Anzahl an Projektbeteiligten – wir sind ja allein acht Allianzpartner:innen - ist die Organisation und Koordination aller Beteiligten eine unwahrscheinlich grosse Herausforderung.

Hennig Hier sehen wir uns als Auftraggeberin auch in der Pflicht. Unsere Learnings sind, dem Kennenlernen und Zusammenwachsen zukünftig mehr Raum zu geben und für klare Verantwortlichkeiten, Strukturen und Prozesse zu sorgen. Man muss berücksichtigen, dass dies ein Pilotprojekt ist, bei dem alle Beteiligten in einem Lernprozess sind. Aber die bisherigen Ergebnisse zeigen deutlich, dass wir gemeinsam auf dem richtigen Weg sind.

Neues Werk Cottbus

Das Projekt „Neues Werk Cottbus“ beinhaltet den Neubau von zwei Instandhaltungshallen für elektrische Triebzüge für die schwere Instandhaltungsstufe des Hochgeschwindigkeitsverkehrs. Des Weiteren ist der Umbau der derzeitigen Kompakthalle für die Revision von Hybridlokomotiven geplant. Das neue Werk in Cottbus wird das grösste Instandhaltungswerk im Gesamtgefüge der DB werden. Es werden etwa 1 200 Arbeitsplätze entstehen, davon ca. 100 Ausbildungsplätze – allesamt hochwertige Industriearbeitsplätze.

Partnerschaftsmodell

Erstmals setzt die Deutsche Bahn als Auftraggeberin bei einem ihrer Infrastruktur-Grossprojekte auf das „Partnerschaftsmodell Schiene“. Idee dieses Konzepts ist es, durch die Zusammenführung der wesentlichen Projektpartner bereits in der Planungsphase die umfangreichen und komplexen Grossprojekte schnell, qualitativ hochwertig, kostengünstig und termintreu umzusetzen. Durch die frühzeitige Einbindung sollen alle involvierten Unternehmen ihre volle Leistungs- und Innovationsfähigkeit auf die Optimierung, die schnelle Umsetzung sowie den effizienten Betrieb des Bauvorhabens fokussieren können

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