Michael Wolfsteiner, als Geschäftsführer im Markt Österreich für die Leit- und Sicherungstechnik in Österreich verantwortlich, erklärt im Gespräch, worauf es in seinem Bereich bei Tunnelprojekten ankommt:

Herr Wolfsteiner, "Tunnelkompetenz" ist ein großes Wort – was bedeutet es konkret für den Bereich der Leit- und Sicherungstechnik bei der Rhomberg Sersa Rail Group?
Für uns liegt die Herausforderung bei Tunnelbauprojekten hauptsächlich in der Arbeitsvorbereitung. Wir fokussieren uns hier vor allem auf das Thema Sicherheit, also den Schutz unserer Kolleg:innen am Gleis. Unser Ziel ist es, dass am Ende des Tages alle Beteiligten gesund zurück zu ihren Familien kommen! Außerdem gibt es im Tunnel natürlich spezielle Anforderungen, denken wir nur an die logistische Abwicklung. So klären wir immer sehr genau, wie unsere Montageteams am effizientesten zur Montagestelle gelangen. Auch der Arbeitsfortschritt ist bei uns ein anderer als bei anderen Gewerken.
Viele Bauarbeiten im Tunnel laufen unter hohem Zeitdruck, z. B. im Sperrpausenfenster. Was muss ein Bauunternehmen wie Rhomberg Sersa leisten, um auch unter diesen Bedingungen Qualität und Sicherheit zu garantieren?
Womit wir unsere Auftraggeber am besten unterstützen, ist für mich ganz klar: 1. mit Flexibilität: Bei solchen Projekten gibt es immer wieder kurzfristige Änderungen, auf die müssen wir reagieren. Dazu braucht es natürlich auch eine enge, vertrauensvolle Abstimmung mit dem Bauherrn und den anderen Partnern. Und 2. mit der Bereitschaft, kurzfristig auch etwaige Zusatzleistungen zu übernehmen und dafür die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um das Gesamtprojekt nicht zu gefährden. Damit punkten wir bei unserer Kundschaft!
Welche Tunnelprojekte der vergangenen Jahre haben Sie besonders geprägt – oder vielleicht sogar an die Grenzen des Machbaren geführt? Warum?
Da fallen mir vor allem unsere aktuellen Arbeiten am Tauerntunnel ein. Bei den umfassenden Sanierungsarbeiten an diesem 115 Jahre alten Bauwerk konnten wir uns als RSRG sowohl die bahntechnische Ausrüstung als auch die Signaltechnik sichern. In einer ersten Etappe haben wir dazu Ende 2024 mit der Demontage von LS-Einbauten begonnen. Dies umfasste unter anderem den Rückbau von sicherungstechnischen Komponenten wie: Punktuelle Zugbeeinflussung (PZB), Geschwindigkeitsprüfeinrichtungen (GPE), Lichtsignale inkl. Signalbeikästen und Achszähler. Seit April 2025 werden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen Lichtsignale in Sonderbauform montiert und moderne PZB-Magnete sowie Achszähler verbaut und aufgeschaltet.
Übrigens: Unsere Teams können mit extra angeschafften E-Scootern den knapp 8,5 km langen Abschnitt befahren, wodurch sie sich nicht nur Zeit, sondern ihre Kräfte auch für weitere spannende Projekte im Bereich der Leit- und Sicherungstechnik österreichweit aufsparen.
Ein Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie die größten Entwicklungspotenziale für den Gewerblichen Gleisbau in Tunneln – sei es technisch, maschinell oder organisatorisch?
Ich glaube, wir werden viel früher und viel enger in Projekte – auch Tunnelprojekte – eingebunden sein. So können wir z. B. Umbauprojekte alternativ planen. Besonders bei Anschlussbahnen und Nebenbahnen, auch für Industriekunden, eignet sich diese alternative Umsetzungsmethode. Weil wir früh eingebunden sind und persönlich betreuen, können wir Gesamtpakete vorbereiten.
Das heißt: Wir präsentieren einem langjährigen Kunden einen ausgearbeiteten Vorschlag. Wir unterstützen ihn in der Ressourcenplanung, stellen unser Know-how, unsere Expertise zur Verfügung. Wir führen das Wissen auf Auftraggeber- und Auftragnehmer-Seite zusammen. Die kurzfristigen Ausschreibungen sind für uns selten geworden.
In der Stopfmaschinentechnologie sind wir schon heute Vorreiter. Diese Stellung wollen wir natürlich halten und ausbauen, indem wir konstant Innovationen in Partnerschaften mit den Netzbetreibern in Österreich, der Schweiz und in Deutschland entwickeln – und damit punkten können. Unsere Auftraggeber schätzen unseren visionären Blick, unseren starken Innovationswillen und dadurch intensiviert sich die Zusammenarbeit. Jeder von uns schafft Beziehung und Nähe zum Kunden, dies beginnt bereits beim Polier, der seine Baustelle sauber und effektiv abwickelt. Die persönliche Betreuung, das Menschliche, ist uns wichtig. Wir leben diese Haltung - jeden Tag.